28.12.2009: Wie jeden Sonntag schauen wir im Fernsehen die Sendung des WDR „Tiere suchen ein zuhause“. Vom Verein „Niemandshunde“ werden verschiedene Hunde aus Sardinien vorgestellt. Plötzlich sehen wir Sally: eine verschüchterte Hündin, die auf einem Schrottplatz mit 6 Welpen gefunden wurde und jetzt zur Vermittlung in Deutschland vorgestellt wird. Es sind ihre Augen, die uns berühren und wir wissen sofort, dass soll unser Hund werden. Noch während der Sendung sucht mein Mann den Kontakt zum Verein und wir bekommen einen Termin bei der Pflegestelle am 01.01.2010. In der Nacht hatte es fürchterlich geschneit, aber wir machen uns auf den Weg von Ahrweiler nach Düsseldorf, um einen persönlichen Eindruck von Sally zu bekommen. Wir haben unseren „Ersthund“ Gremlin dabei, ein spanischer Mischling (aus dem Tierheim Bonn), um zu sehen, ob die beiden zu einander passen. Der gemeinsame Spaziergang klappt problemlos und bei unserem Gespräch mit der „Pflegestelle“ kommt Sally vorsichtig unter dem Tisch zu mir, um einen ersten Kontakt aufzunehmen. Sie ist sehr ängstlich und zurückhaltend, aber wir haben das Gefühl, dass wir ihr Vertrauen gewinnen können.
Die ersten Tage zuhause gestalten wir ganz ruhig, damit sie sich sicher eingewöhnen kann. Die Spaziergänge mit ihr sind anstrengend, da sie fürchterlich an der Leine zieht. Sie hat einen ausgeprägten Jagdtrieb, worauf wir nicht vorbereitet waren, was aber bedeutet, dass wir sie keinesfalls ableinen können. Zuhause ist sie ein ruhiger, lieber Hund, sucht aber nicht unbedingt unsere Nähe. Sie ist gerne im Garten und akzeptiert auch unseren Gremlin, während sie im Freien jeglichen Kontakt mit anderen Hunden meidet.
Mit der Zeit festigt sich ihr Vertrauen zu uns und wir beschliessen, mit ihr eine Hundeschule zu besuchen. Im Freilauf mit den anderen Hunden drängt sie sich ängstlich in eine Ecke und im Unterricht macht sie nur kurz mit, dann verweigert sie sich, indem sie sich auf den Boden wirft und nicht mehr zu bewegen ist, weiter zu laufen. Alles liebevolles Zureden hilft nicht. Nach mehreren Versuchen, brechen wir das Hundetraining ab.
Wir üben zuhause und nach ca. einem Jahr ist aus dem verängstigten Hundchen ein Familienhund geworden. Sie liebt die Streicheleinheiten unserer Enkelkinder und kommt auch schon mal auf die Couch um zu schmusen.
Wir haben es geschafft, sie ist bei uns „angekommen“!
Wir verbringen 10 weitere wunderschöne Jahre mit ihr. Wir können sie überall mit hinnehmen, sie ist pflegeleicht und ruhig. Bei unseren Reisen nach Frankreich, geniesst sie das Freilaufen am Strand. Sie jagt die Möven und verschwindet auch schon mal in den Dünen, aber nach einer gewissen Zeit – die uns jedesmal Herzklopfen verursacht – kommt sie zu uns zurück.
Sie entwickelt eine Lebensfreude, die sich auf uns überträgt und uns glücklich macht. Sie will zwar weiterhin nichts mit anderen Hunden zu tun haben und auch spielen ist ihr fremd. Nur mit dem Futterbeutel können wir sie ein bischen beschäftigen. Bällchen und Stöckchen sind tabu!
Im Laufe der nächsten Jahre kommen zwei weitere Strassenhunde in unsere Gemeinschaft. Sie werden von ihr toleriert und die beiden „Neuen“ akzeptieren ihr zurückhaltendes Wesen.
Ihre Grundängstlichkeit legt sie nie ab (Feuerwerk und Gewitter sind ein Horror für sie), aber sie orientiert sich stärker an uns. Was muss sie wohl auf Sardinien erlebt haben? Sie hat Schrottkugeln im vorderen Beinchen und wir lesen, dass sich die Hirten auf Sardinien einen Spaß machen, auf streunende Hunde zu schießen. Einfach unglaublich!
Jeder der Sally kennenlernt, ist von ihrer sanften, lieben Art beeindruckt und wir fühlen uns bestätigt, dass wir im Dezember 2009 die richtige Entscheidung getroffen haben.
Vor gut 4 Wochen traten die ersten gesundheitlichen Beschwerden auf und jetzt mussten wir sie schweren Herzens über die „Regenbogenbrücke“ gehen lassen.
Aber wir sehen uns wieder, denn in unserem Herzen lebt sie weiter!
Danke Sally, für 11,5 wunderbare Jahre, die du uns geschenkt hast!
Barbara und Manfred Träbert